Singlebörse: Kreator, While She Sleeps, Antilopen Gang

Am vergangenen Freitag haben nicht nur Metallica ihr neues Album veröffentlicht, sondern auch drei meiner Lieblingsbands mit je einem neuen Song ihrer kommenden Alben die Spannung auf selbige erhöht. Und das Warten massiv verschlimmert.

Kreator „Gods Of Violence“

kreator-gods-of-violence-nuclear-blast
Erscheint leider erst nach Weihnachten: „Gods Of Violence“ von Kreator (Cover: Nuclear Blast)

Beginnen wir bei Deutschlands Aushängeschild in Sachen Thrash Metal: Kreator. Deren letztes Studioalbum „Phantom Antichrist“ hat nun auch schon wieder vier Jahre auf dem Buckel. Alt ist es deswegen aber noch keineswegs. Beim ersten Hören hat mich die Platte seinerzeit dermaßen geflasht, dass ich den Tränen nah war. (True story!) Nun packen Mille Petrozza & Co. mit „Gods Of Violence“ die Herkulesaufgabe an, das gigantische „Phantom Antichrist“ zu wiederholen. Der Titeltrack ist zumindest schon mal vielversprechend.

Einem schönen Akustik-Intro entsteigt nach circa einer Minute der Kreischdämon namens Mille Petrozza. Danach thrashen Kreator mit Hammerriffs wieder alles gnadenlos in Grund und Boden. Der melodische Refrain ist dann die pure Epicness. Fäuste ballen, mitsingen! Auch in den Solo-Parts leisten die beiden Gitarristen gewohnt Großes. Für solche Songs liebe ich die „neuen“ Kreator! Die 5:51 Minuten sind leider viel zu schnell wieder vorbei. So schreibt man Thrash-Songs im Jahr 2016 – nehmt euch ein Beispiel, Metallica!

Zu erwähnen ist hier noch die Optik des Covers und Videos. Da YouTube etwas gegen Brüste und aufgeschlitzte Kehlen hat, gibt es auf dem Portal nur die zensierte Version des Videos zu sehen. Naja, es gibt ja noch Vimeo… Das blasphemisch gestaltete Album-Cover weckt auf jeden Fall Erinnerungen an Slayers „South Of Heaven“ – hoffentlich ein gutes Omen.

While She Sleeps „Hurricane“

while-she-sleeps-you-are-we
Der Rauchmelder schlägt Alarm: „You Are We“ von While She Sleeps (Cover: While She Sleeps)

Nun zu meiner persönlichen Neuentdeckung des vergangenen Jahres: While She Sleeps. Das letzte Album der britischen Metalcore-Band, „Brainwashed“, hat sich zu einem echten Dauerbrenner in meinem CD-Player entwickelt. Wunderschöne Melodien verpaaren sich darauf mit knüppelharten Abrissparts auf eine dermaßen abwechslungsreiche und mitreißende Art, wie ich es zuvor selten erlebt habe. Und obwohl die Jungs das Metal in Metalcore wirklich großschreiben, jagt ein Ohrwurm-Refrain den anderen. Im April 2017 kommt nun, übrigens in Eigenregie und durch Crowdfunding finanziert, der Nachfolger, „You Are We“. Komischer Titel. Aber solange es knallt…

Die Vorab-Single „Hurricane“ wird den hohen Erwartungen schon mal gerecht. Der zunächst etwas ungewohnt anmutenden Gesangspassage im Intro folgt direkt eine jener großartigen Melodien, die einen bis in den Schlaf verfolgen – auf eine gute Weise. Auch der Refrain packt mich von der ersten Sekunde an. Der restliche Song bläst den Gehörgang ebenfalls richtig durch – nun, bei „Hurricane“ ist der Name scheinbar Programm. Groß, groß, groß!

Im September hatten While She Sleeps mit „Civil Isolation“ bereits einen richtig geilen Track rausgehauen. Jetzt noch „Hurricane“… Wann ist endlich April?

Antilopen Gang „Das Trojanische Pferd“

antilopen-gang-anarchie-und-alltag-jkp
Bombenstimmung im Familienidyll: „Anarchie und Alltag“ der Antilopen Gang (Cover: JKP)

Abschließend möchte ich mich noch der von mir höchstgeschätzten Antilopen Gang zuwenden. Nachdem das Deutschrap-Trio 2014 beim Toten-Hosen-Label unterschrieben und dort das Album „Aversion“ veröffentlicht hat, stürzten sich die Medien plötzlich wie die Geier auf die Düsseldorfer „Punk-Rapper“. Das wieder eher minimalistischer orientierte „Abwasser“-Mixtape flog da etwas unter dem Radar. Zu groß war das Interesse der Medien an Songs wie „Beate Zschäpe hört U2“. Gefühlt 20.000 Interviews und 50.000 Konzerte später wird nun abgerechnet, „Das Trojanische Pferd“ öffnet sich.

Die Antilopen demonstrieren direkt, dass sie ihre Selbstironie trotz eines fetten Platten-Deals nicht verloren haben. Im Gegenteil, sie machen sich genau darüber lustig. Zuerst auf „Aversion“ mit „Die neue Antilopen Gang“, nun mit „Das Trojanische Pferd“. Denn sie vertreten das Ansicht, dass die zahlreichen Mainstream-Medien (z.B. die Tagesschau) sie ständig einladen, um sich selbst mit den witzigen „Quotenrebellen“ als kritische Denker schmücken zu können. Jene spielen jedoch laut dem Song ein doppeltes Spiel und verbergen hinter ihrem netten Grinsen nur den Plan, „die Schweinewelt“ Deutschland zu übernehmen.

Textlich ist das cool gemacht, und es weckt Erinnerungen an Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“, dessen Quintessenz lautet: „Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit, die glaubt niemand.“ Und die Antilopen outen sich nun, ganz offen und ehrlich, als Brandstifter. Natürlich ironisch. Hoffentlich…

Musikalisch lässt sich ebenfalls nichts an dem Track aussetzen. Der Beat ballert fett und episch, im Refrain wird es dagegen sehr melodisch. Danger Dan ist einfach auch ein sehr talentierter Musiker und Sänger. „Und gesungene Hooks, weil wir Hits brauchen“.

Das neue Antilopen-Album „Anarchie und Alltag“ erscheint am 20. Januar 2017 über JKP. Am selben Tag tritt übrigens Donald Trump (voraussichtlich) das Amt des US-Präsidenten an. Was ein Zufall…

Hinterlasse einen Kommentar